Warum verwenden wir den Atem in der Meditation als „Objekt“ unserer Aufmerksamkeit – als lebendigen Bezugspunktes, von dem der Geist abschweift und zu dem er wieder zurückgeholt wird.
Mal ganz davon abgesehen, dass die Ablenkung (im Sinne von: Abschweifen des Geistes) ja gar nicht als solche erkannt wird, wenn es keinen zentralen Bezugspunkt gibt, von dem abgelenkt wird.
Warum also nicht einfach hinsetzen und uns dessen bewusst sein, was gerade zufällig im Geist gegenwärtig ist?
Der Geist ist mitunter ziemlich raffiniert und das Denken ist von Natur aus komplex.
In einer unstrukturierten Meditationsform kann es passieren, dass wir in Gedankenketten hängenbleiben. Nach etwa 15 Minuten merken wir, dass wir wie in einem Tagtraum gefangen waren, in Fantasien, Grübeleien oder Ähnlichem.
Dabei gibt es einen Unterschied zwischen dem Denken eines Gedanken und dem Bewusstsein von einem Gedanken. Um diesen feinen Unterschied wahrnehmen zu können, braucht es vor allem Konzentration.
Ein Gedanke, den das Bewusstsein beobachtet, ist leicht wie eine Feder, er taucht auf und verschwindet ohne notwendigerweise Anlass zu geben für den nächsten Gedanken in einer Kette.
Das „normale“ Denken ist in seiner Struktur viel schwerer als ein Gedanke, dem wir uns einfach mit reiner Aufmerksamkeit bewusst sind.
Bewusstes Denken erzeugt meist Anspannung im Körper- Muskelverspannungen oder beschleunigter Herzschlag. Wer kennt es nicht, wie kräftezehrend ein Tag sein kann, den wir etwa mit sorgenvollen Gedanken verbringen. Nicht umsonst hat der der Volksmund Begriffe wie Denkerstirn oder Sorgenfalten geprägt.
Tiefe Konzentration ist das Mikroskop zur Betrachtung subtiler innerer Zustände. Diese Einspitzigkeit des Geistes gelingt durch ruhige, beständige Konzentration. Ohne Bezugspunkt geht sie verloren.
Der Atem dient als Bezugsrahmen, von dem wir die fortwährenden Veränderungen und Unterbrechungen betrachten können, die das normale Denken fortlaufend mit sich bringt.
Versuche es einmal!